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19.11.2013 |
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20 Zentimeter lange Lokomotive für Gleise mit 45 mm Spurweite wird
von einem Stirlingmotor mit Spiritus-Brenner
angetrieben und ist eine Hommage an die legendäre Rocket von Robert
Stephenson aus dem Jahr 1829. (Foto: Böhm Stirling-Technik)
Auf das Bild klicken und Video
zum Modell ansehen! |
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19.11.2013 |
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Rocket L1 von Böhm
Stirling-Technik: Stirlingmotor fährt jetzt auch auf Schienen
Von Böhm Stirling-Technik gibt es endlich auch eine selbst fahrende
Lokomotive mit einem Stirlingmotor als Antriebsaggregat. Vorbild für
dieses neue Präzisionsmodell aus Neustadt an der Aisch ist eine
echte Lok-Legende - „The Rocket“ aus dem Jahr 1829. Sie wurde vor
184 Jahren von Robert Stephenson entworfen und hatte mit einem
legendären Lokomotiv-Wettstreit im Oktober 1829 im englischen Ort
Rainhill ihren großen Durchbruch. Dieses rund eine Woche dauernde
Wettrennen der anderen Art sollte seinerzeit beweisen, dass
Lokomotiven samt Zuglast mit einer vorgegebenen
Mindestgeschwindigkeit von 10 Meilen pro Stunde (ca. 16
Stundenkilometer) die Strecke zwischen Liverpool und Manchester
bewältigen können (ca. 50 Kilometer). Deshalb mussten die fünf
Teilnehmer der „Rainhill Trials“ eine Teststrecke mit rund drei
Kilometern Länge jeweils zehnmal in beiden Richtungen ohne Panne
durchhalten. Diese gewaltigen Anforderungen schaffte damals einzig
und allein die Rocket. Zusätzlich zum ausgelobten Preisgeld erhielt
Robert Stephenson auch den Auftrag zur Lieferung einer ersten
Lokomotiv-Serie für die Liverpool and Manchester Railway.
Für mich war es in den letzten Monaten eine große Herausforderung,
meinen bislang nur für stationäre Aggregate und für Automodelle
konzipierten Stirlingmotor auf Schienen zu stellen“, resümiert
Hermann Böhm, Entwickler und Firmeninhaber von Böhm
Stirling-Technik. Herausgekommen ist ein 900 Gramm schweres
Lokmodell, das viele bewährte Antriebskomponenten seiner
bereits seit Jahren kontinuierlich verbesserten Stirlingmotoren
beinhaltet. Auch mit diesem Modell wollte Böhm wieder seine
Aufwartung an einen legendären Meilenstein der Technikgeschichte
machen.
Nach einer Hommage an den dreirädrigen Motorwagen von Carl Benz im
Jahr 2011 entwickelte Böhm im Jahr 2012 sein erstes Automodell in
Anlehnung an den wohl allerersten Mercedes. Im Frühsommer 2013
stellte er den Prototypen seiner Hommage an den legendären Ford
Modell T vor, dessen Serienfertigung vor wenigen Wochen auf Basis
eines in der Leistung verstärkten Stirlingmotors begann. Jetzt
bringt das Unternehmen sein erstes Lokmodell als Erinnerung an die
legendäre Rocket mit ihrem markanten Langkessel und vorne
angesetzten hohen Schornstein.
Nur ein paar Milliliter Brennspiritus – und schon geht’s los
Die Inbetriebnahme des Heißluftmotors nach dem Stirling-Prinzip ist
kinderleicht: Einfach drei bis fünf Milliliter Brennspiritus in den
Brenntopf füllen und Verschlusskappe mit Docht und Dichtung
aufsetzen. Dann den Brenntopf in die Halterung zwischen den Rädern
der Rocket unter den Antriebszylinder stellen und den Docht
anzünden. Spätestens nach einer Minute muss nur noch kurz das
Schwungrad angestoßen werden – und schon setzt sich der Motorkolben
des Stirlingmotors in Bewegung. Sanft ratternd kommt das vier
Zentimeter große Messing-Schwungrad auf Touren. Die geballte Kraft
des Kugel-gelagerten Schwungrades entfaltet sich mit Hilfe einer
Welle und über eine dreistufige Untersetzung auf der anderen Seite
des Motorzylinders. Je nach Flammengröße dreht sich das Schwungrad
mit rund 1500 Umdrehungen pro Minute. Daraus resultiert, dass sich
die Rocket L1 mit flotten 12 Metern pro Minute fortbewegt (20 cm/Sek).
Fährt auf Gleisen mit 45 mm Spurweite
Das rund 14 Zentimeter hohe und 20 Zentimeter lange Modell ist
weitestgehend aus Metall gefertigt und bringt rund 900 Gramm auf die
Waage. Eine Tankfüllung reicht für zehn Minuten Fahrspaß. Die Rocket
L1 hat Räder mit einer Spurweite von 45 Millimetern. Damit ist diese
Stirlingmotor-Lokomotive für den Einsatz auf Gleisen der
Modellbahn-Nenngrößen I und IIm geeignet. Auf Spur I-Gleisen fahren
in der Regel Lokmodelle im Maßstab 1:32 und passende Gleise gibt es
aktuell beispielsweise von Märklin oder KM1. Die Spur IIm-Gleise
wurden in den 1970er-Jahren von der Firma LGB für
Schmalspur-Gartenbahnmodelle mit ebenfalls 45 Millimetern Spurweite
konzipiert. Daraus resultierte dann bei dieser Spurweite der Maßstab
1:22,5. Deshalb und auch zugunsten eines zuverlässigen
Gartenbahn-Einsatzes sind die Spur IIm-Schienenprofile
Maßstabs-bedingt deutlich höher und erfordern insbesondere beim
Durchfahren von Weichen Räder mit wesentlich höheren Spurkränzen.
Seit Jahren gibt es entsprechend kompatible Gartenbahn-Gleise
beispielsweise auch von der Firma PIKO. Sie baut allerdings für
diese Gleise in erster Linie Regelspur-Modelle im Maßstab von ca.
1:27. Und inzwischen gibt es auch von LGB einige Regelspur-Modelle
in diesem Maßstab.
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Böhm Stirling-Technik will mit seiner Heißluft-betriebenen Rocket L1 möglichst
vielen Fans der Maßstäbe 1:22,5 bis 1:32 Freude bereiten. Deshalb kann die Lok
bereits Gleisradien ab 60 Zentimeter durchfahren. Zudem hat sich der
Firmeninhaber und Entwickler Hermann Böhm dafür entschieden, seine Lok mit
Wechsel-Radreifen auszuliefern. Das Modell hat ab Werk Radreifen mit hohen
Spurkränzen für den Einsatz auf den Gartenbahn-Gleisen. Diese lassen sich
jederzeit abnehmen und gegen die serienmäßig beiliegenden Radreifen mit
niedrigen Spurkränzen für Spur 1-Gleise tauschen.
Hochwertige Materialien
Als Material für die Radreifen der Rocket kommt ein sehr robuster und
verschleißarmer POM-Kunststoff (Polyoxymethylen) zum Einsatz, den ein
Schwesterunternehmen von Böhm Stirling-Technik auch für den Bau von hochpräzisen
Medizintechnik-Produkten verwendet. Für den nötigen Grip auf den Schienen sorgen
O-Ringe, die sich bei Böhm Stirling-Technik bereits in den Automodellen zur
Kraftübertragung vom Schwungrad über die Untersetzungseinheiten zum Treibrad
bewährt haben.
Natürlich wäre jederzeit der Bau von Metall-Radreifen möglich gewesen, aber
nachdem ja auf Modellbahnen der Spurweiten I und IIm in erster Linie elektrisch
betriebene Fahrzeuge eingesetzt werden, sorgen die Kunststoff-Radreifen für eine
vollständige elektrische Trennung von den beiden Schienensträngen. Wer möchte,
kann übrigens die Rocket dank ihrer robusten Radreifen auch einfach nur als
Bodenläufer ohne Schienen fahren lassen.
Die weiteren Materialien des aus fast 200 Einzelteilen bestehenden Modells sind
ebenfalls sehr robust und hochwertig. In erster Linie kommen CNC-gefräste oder
Laser-geschnittene Teile aus Aluminium, Messing oder Edelstahl zum Einsatz, die
zum Teil auch computergesteuert graviert werden. Sowohl die Fertigung der
Einzelteile als auch die komplette Montage des Modells erfolgt in Deutschland in
erster Linie am Firmensitz des Unternehmens. Dies gilt selbstverständlich auch
für die Komponenten des von Hermann Böhm konstruierten und seit Jahren immer
wieder optimierten Heißgas-Stirlingmotors.Sehr leistungsfähiger Leichtmetall-Stirlingmotor
Eigentlich hat Hermann Böhm bereits im Herbst 2013 die Entwicklung seines
umfassend modifizierten neuen Stirlingmotors für den Antrieb seiner Automodelle
abgeschlossen. Der Motor mit rund 30 Prozent mehr Masse brachte dank
verbesserter Kühlung mehr Power. Gleichzeitig wurde der Arbeitskolben im
Durchmesser verändert und der Kolbenhub verlängert. All dies sorgt für
optimierte Laufeigenschaften und eine deutlich höhere Leistung. Dieser neue
Stirlingmotor wird seit dem Start der Serienproduktion des Automodells AF1 (Ford
Modell T „Tin Lizzie“) vor wenigen Wochen verbaut.
Für den Einsatz in der neuen Rocket L1 wurde dieser Motor unverändert
übernommen. Zur realistischen Nachbildung des großen Lokomotiv-Heizkessels
erhielt der Stirlingmotor allerdings ein nochmals deutlich massiveres
Leichtmetall-Kühlgehäuse. Daraus resultiert natürlich bei der Rocket L1
gegenüber dem zierlichen Automodell eine nochmalige sehr eindrucksvolle
Leistungssteigerung. In Kombination mit Kugellagern für Radachsen, Schwinge,
Schwungrad und Untersetzungseinheit ist die Rocket L1 sehr zugkräftig geworden.
In einem ersten Werkstatt-Härtetest auf einer Gleisgeraden konnte sie sogar
einen Lastanhänger mit fast 20 Kilogramm ziehen. Und selbst auf einem Gleisoval
mit nur 60 Zentimetern Radius zog die zierliche Lok problemlos drei
Spielbahn-Anhänger mit einem Gesamtgewicht von fast vier Kilogramm.
Aus diesem Grund erhielt die neue Lokomotive von Böhm Stirling-Technik ab Werk
einen gefederten Kupplungshaken für Waggons von LGB, PIKO oder anderen
Herstellern. Für den Einsatz mit Spur I-Waggons (Märklin, KM1, ...) kann der
Kupplungshaken abgenommen und eine der gängigen Spur I-Modellkupplungen an einer
entsprechenden Halterung montiert werden. In diese Halterung passt sogar eine
Vorbild-Schraubenkupplung, die viele Hersteller von Spur I-Fahrzeugen und
Zubehör im Sortiment haben. Die Rocket L1 ist also bestens sowohl für den
Einsatz auf Gartenbahngleisen als auch auf Spur I-Gleisen gewappnet.
Als Treibstoff wird bei der Rocket L1, wie auch bei allen Automodellen und
stationären Stirlingmotoren von Hermann Böhm, Brennspiritus (mit 94% alc.)
benötigt. Obwohl der Brenntopf nur etwa fünf Milliliter fasst, fährt die Lok
damit mehr als zehn Minuten. Das neue Heißluftmotor-Präzisionsmodell Rocket L1
ist voraussichtlich bereits ab Ende November zum Preis von 495 Euro
(unverbindliche Preisempfehlung inkl. MwSt.) lieferbar. Wer sich als
handwerklich geschickter Technikfan das Erfolgserlebnis der Selbstmontage gönnen
möchte, der kann die Rocket L1 als Bausatz aus fast 200 Einzelteilen mit einer
umfassend bebilderten Anleitung beziehen.
Texte und Bilder von Böhm-Stirling!
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